Mehren Untersuchungen zufolge klagen immer mehr Schüler über Kopfschmerzen. Etwa die Hälfte der rund 8,4 Millionen deutschen Schüler seien in Schule, Freizeit oder zu Hause von Kopfschmerzen geplagt, so der Kieler Neurologe und Schmerztherapeut Hartmut Göbel in Berlin.
CA. 660.000 Schüler leiden einmal in der Woche oder öfter an Kopfschmerzen. Mit dem eigen entwickelten Präventionsprogramm “Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen” soll daher der Ausbreitung von Kopfschmerzen an Schulen vorgebeugt werden.
Im Rahmen einer zweijährigen Pilotphase in den siebten Klassen einer Schule in Schleswig-Holstein konnte nach Angaben der Lehrerin Karim Frisch, die das Projekt mitinitiiert hat, die Anfälligkeit für Kopfschmerzen um 70 bis 80 Prozent gesenkt werden. Die Schüler erhalten in drei Doppelstunden Tipps, wie sie Kopfschmerzen vermeiden können. Zu den Tipps gehören ein geregelter Tagesablauf, regelmäßige Mahlzeiten, kohlehydratreiche Ernährung, maßvoller Medienkonsum und feste Ruhezeiten. Dazu gibt es ein Handout, in dem alles noch einmal nachgelesen werden kann.
Die Materialien können von Schulen kostenlos angefordert werden. Laut Göpel können durch das Programm auch Langzeitfolgen wie etwa Depressionen im Erwachsenenalter vermindert werden. Seit 1974 hätten Kopfschmerzen aufgrund der extremen Reizvielfalt im Alter um 300 Prozent zugenommen, so der Neurologe. Dabei sei die häufigste Form Spannungskopfschmerz, dann folgt die Migräne. Besonders gefährden seien zudem Mädchen. Die starke Verbreitung von Kopfschmerzen führt auch dazu, dass unter den 20 meistverkauften Medikamenten in Deutschland allein 12 Kopfschmerzmittel sind.
Insgesamt gäbe es 363 Arten von Kopfschmerzen, so Göpel weiter. Ausgelöst würden sie bei Schülern zumeist durch Leistungsdruck, Freizeitstress und Reizüberflutung. Bereits im Grundschulalter habe jedes zweite Kind regelmäßig Kopfschmerzen, jedes siebte müsse deswegen medikamentös behandelt werden. “Kopfschmerzen bei Kindern können zu psychischen Problemen führen oder sich zu lebenslangen Kopfschmerzen auswachsen”, warnt der Mediziner.