Verkehrsunfälle sind für die Beteiligten oft nicht einfach zu verarbeiten. Körperliche Verletzungen heilen mit der Zeit, aber auch die Psyche der Unfallopfer leidet unter dem Ereignis. Und derartige Wunden heilen zumeist deutlich langsamer. Laut einer aktuellen Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) leiden viele Unfallopfer an einer psychischen Folgeerkrankung.
Unfälle gehen auf die Psyche
Nach den Angaben der BASt leiden etwa ein Viertel aller bei einem Verkehrsunfall schwer verletzten Personen unter psychischen Folgeerkrankungen. Außerdem zeigt die Studie der BASt, welche Faktoren bei einem Unfall für die Entwicklung von psychischen Folgeschäden maßgeblich sind. Dementsprechend werden in Zukunft bereits während der anschließenden medizinischen Versorgung geeignete Gegenmaßnahmen in die Wege geleitet werden.
Bei schweren Verkehrsunfällen haben die Opfer oft noch monatelang mit den körperlichen Verletzungen zu kämpfen. Aber mindestens genauso schwerwiegend ist die psychische Belastung, die durch das erlebte Unfallgeschehen stattgefunden hat, so die BASt. Die Wissenschaftler nutzten in der Studie einen Fragebogen sowie mündliche Patientenbefragungen und die Auswertung der Patientenakten nach dem Abschluss der Behandlung. So konnten sie die Faktoren eingrenzen, die für die Entwicklung einer psychischen Störung nach einem schweren Verkehrsunfall beitragen. Unterstützt wurde die BASt bei der Untersuchung vom Institut für Forschung in der Operativen Medizin.
Unfallopfer leiden an Angststörungen, Depressionen und PTBS
Die Forscher haben nur Verkehrsunfallopfer befragt, die sich zur Behandlung ihrer Verletzungen stationär in einem Krankenhaus aufhielten. Befragt wurden insgesamt über 200 Personen. „Die Patienten wurden unter anderem zu Beginn ihres Krankenhausaufenthalts als auch in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten nach dem Unfallereignis befragt“, so die BASt. Jedes vierte Unfallopfer leide unter ernstzunehmenden psychischen Beschwerden. Als mögliche Folgeerkrankungen nach einem Verkehrsunfall nennt die BASt Angst, Depression oder eine posttraumatische Belastungsstörung. Die psychischen Leiden können zeitnah zum Unfallgeschehen auftreten, sich aber genauso gut auch Monate später noch einwickeln.
In den meisten Fällen sind diese Folgeerkrankungen laut der Studie dauerhaft. Wer psychisch vorbelastet ist, sei besonders gefährdet. Ein wichtiger Faktor zur Vorbeugung gegen psychische Folgeschäden sei auch die Unterstützung durch das soziale Umfeld in dem Zeit nach dem Unfall. Wenn Verletzte in der Phase direkt nach dem Umfall psychische Auffälligkeiten zeigen, sei die Gefahr als besonders groß einzuschätzen.
Frühzeitige Gegenmaßnahmen sind indiziert
Bei einer frühzeitigen Erkennung der psychischen Probleme ist nach Ansicht der Autoren der Studie die sofortige Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen entscheidend. Nur so lassen sich die psychischen Folgeschäden effektiv vermeiden. Die BASt hofft, auf Basis der Studie bestimmte Riskogruppen für derartige Folgeschäden ausmachen zu können.