Nach der Geburt eines Babys gibt es eine bestimmte, genau festgelegte Reihenfolge, in der Bakterien den Darm des Neugeborenen besiedeln. Dies gilt vor allem für Früchten in einem Krankenhaus. Aus dieser Erkenntnis wollen Forscher Methoden entwickeln, um die Überlebenschancen für Frühgeborene zu verbessern.
Nach den Erkenntnissen von US-Forschern dominieren drei verschiedene Bakterienklassen die Bakteriengemeinschaft im Darm von frühgeborenen Babys, wenn sie im Krankenhaus aufwachsen. Äußere Faktoren wie Ernährung, Medikamente oder auch die Art der Geburt beeinflussen zwar die Geschwindigkeit der bakteriellen Besiedelung des Darms, nicht aber ihre Abfolge, wie die Forscher bei den “Proceedings” der US-Nationalen Akademie der Wissenschaft (PNAS) berichten.
Der Verdauungstrakt von Babys ist so gut wie Keimfrei, solange sie sich noch im Leib der Mutter befinden. Bereits wenige Wochen nach der Geburt ist ihr Darm jedoch die Heimat zahlloser Bakterien. “Die ersten Darmkeime haben vermutlich lebenslange Auswirkungen, aber wir wissen immer noch sehr wenig darüber, wie sich diese mikrobiellen Gemeinschaften zusammenfinden”, so der leitende Wissenschaftler der Studie, Phillip Tarr von der Washington University School of Medicine (St. Louis/US-Staat Montana).
Die Forscher untersuchten über mehrere Wochen die bakterielle Zusammensetzung des Stuhls von insgesamt 58 Frühgeborenen in Krankenhäusern. Alle Frühchenen waren zwischen der 23. und 33. Schwangerschaftswoche geboren worden. Die Keime im Darm der Neugeborenen wurden mittels einer Erbgut-Analyse identifiziert. Frühgeborene eignen sich besonders gut für derartige Untersuchungen, da sie im Gegensatz zu Neugeborenen, die schnell nach Hause geschickt werden, in einer relativ keimfreien Umgebung größer werden.
Die Forscher fanden vor allem drei unterschiedliche Bakterienklassen im Darm der Babys: Bacilli, Gammaproteobakteria und Clostridia. Diese Klassen unterscheiden sich dann wieder in diversen Gattungen und Arten von Bakterien. “Im Alter von etwa 33 bis 36 Wochen nach der Empfängnis haben die Frühchen sehr ähnliche Populationen von Mikroben im Darm”, so Tarr. Dabei sei die Verteilung der Klassen bei Neugeborenen deutlich anders als bei älteren Kindern oder Erwachsenen.
Die Bakterienklassen besiedeln den Darm in unterschiedlicher Reihenfolge: Erst kommen die Bazille, dann die Gammaproteobakterien und schließlich die Clostridia. Ab und an komme es zu abrupten Wechseln der Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm, die weder in ihrer Richtung noch ihrer Stärke vorhersehbar seien.
Wie genau die Abfolge der Besiedelung gesteuert wird, ist nicht bekannt. Bisher gibt es nur Vermutungen. Allerdings erhoffen sich die Forscher, aus der Art der Bakterienbesiedelung bei kranken Frühchen Erkenntnisse zu gewinnen, die bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen des Darms bei Neugeborenen behilflich sein können.
