Laut der über 13 Jahre erhobenen Daten der ERSPC-Studie senkt das Screening mit PSA-Tests die Zahl der Todesfälle durch Prostatakrebs massiv. Allerdings vermögen es auch die neuen Daten die kritischen Stimmen wegen Überdiagnostik und den damit verbundenen Kosten nicht verstimmen zu lassen.
Seit der Entdeckung des prostataspezifischen Antigens (PSA) stellt sich im Rahmen der Prostata-Krebs-Früherkennung eine entscheidende Frage: Soll ein PSA-Screening durchgeführt werden oder nicht? Die Antwort auf diese Frage ist umstritten.
Die ERSPC-Studie (European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer) hat nun Daten veröffentlicht, die über einen Zeitraum von 13 Jahren erhoben werden und aus denen hervorgeht, dass das PSA-Screening die Sterblichkeit durch Prostatakrebs um etwa ein Fünftel senkt. Zu der selben Erkenntnis führte eine Studie von Prof. Dr. Fritz Schröder von der Universität in Rotterdam vor zwei Jahren bereits. Im Rahmen der ERSPC-Studie wurden insgesamt die Daten von 160.000 männlichen Probanden im Alter zwischen 55 und 69 Jahren aus sieben Ländern der EU erhoben. Dabei wurde ein Teil der Probanden über einen Zeitraum von 13 Jahren zu einem PSA-Screening eingeladen, ein anderer Teil verblieb als Kontrollgruppe ohne Screening. Männer, die der Einladung zum Screening alle 4 Jahre folgten, konnten ihr Risiko, an einem Prostatakarzinom zu versterben, um 27 Prozent senken. Dabei steigt die Effektivität des PSA-Screenings mit fortschreitender Zeit.
Trotz der positiven Studien verbleiben kritische Stimmen zum Thema PSA-Screening. Den Ergebnissen der ERSPC-Studie und der Studie von Prof. Dr. Fritz Schröder stehen Studien wie die PLCO-Studie gegenüber, die keinerlei Nutzen des PSA-Screenings feststellen konnte. Es wird vermutet, dass die Rate von Überdiagnosen bis zu 40 Prozent beträgt. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Prof. Dr. Oliver Hakenberg, äußerte sich dazu wie folgt: Diesen negativen Aspekten von Früherkennungsmaßnahmen beim Prostatakarzinom trägt die DGU schon lange Rechnung, indem sie in ihrer ‚S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms’ einen sorgsamen Umgang mit Früherkennungsuntersuchung und Zurückhaltung bei der Behandlung von sogenannten ‚Niedrig-Risiko-Prostatakarzinomen’ empfiehlt“.
Die DGU empfiehlt in ihren Leitlinien, bei einem Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom auf die sogenannte aktive Überwachung. Dabei wird auf Therapiemaßnahmen verzichtet und stattdessen eine Kontrolle in regelmäßigen Abständen vorgenommen. Wenn der Tumor wächst, werden weitere Maßnahmen ergriffen. “Diese defensive Strategie soll beim „kleinen Prostatakarzinom“ die Übertherapie durch zu viele Operationen und zu viele Bestrahlungen vermeiden und diejenigen Patienten schützen, deren Prostatakarzinom keiner Behandlung bedarf”, so Hakenberg.
Dennoch müsse auch an den Früherkennungsmaßnahmen festgehalten werden, da sonst auch die Fälle von aggressiven Prostata-Karzinomen nicht festgestellt werden können. Die DGU empfiehlt allen Männern zwischen 45 und 70 Jahren Vorsorgeuntersuchungen mit rektaler Untersuchung und PSA-Test. Diese Untersuchungen sollten alle 3 bis 5 Jahre wiederholt werden.